Dezember 31, 2013

Language is a Haunted Home

Communicative means are means of creation. We shape the worlds we exist in – we make ourselves at home in them – and at the same time are shaped by them. These processes do and at the same time do not take place in a technical sense. Signs are enacted and decoded, and these signs can be recognized, described and analyzed. Yet, communication is always at least a two-way street. We cannot communicate on our own. The dynamics of making meaning are situated forever in between; they rest temporary. Meaning is caused in between people: in between an audience and a work of art, in between a word, the way it is used and the way it is understood.

As we pour ourselves into the space we live in and are sucked into it by those who inhabit it too, all those innumerable others who have taught us to communicate and who have used and thereby shaped the communicative means available to us before we even existed haunt our worlds as well. We make ourselves at home; but it is always a place that we share with those we love, those we meet and all those ghosts of the past. A past we cannot even remember, a past we nevertheless keep alive by our very being here. We thus exist in a temporary eternity.

August 11, 2013

Evolutionäres Gedankenspiel

Die Evolutionstheorie besagt meines Erachtens ungefähr etwas in der Art, dass die fittesten Exemplare bestimmter Spezies überleben und ihre Gene weitergeben. Wie bereits vor mir andere Denker bemerkt haben, scheint diese Eigenschaft des Fit-Seins allerdings in letzter Konsequenz wiederum durch nichts anderes definiert als durch das Überleben. Eine zirkuläre Begründung muss derart evolutionären Systemen demnach aller Wahrscheinlichkeit zur Last gelegt werden. Dieser Widerspruch setzt sich fort, wenn auch noch versucht wird, dieses Gedankenmodell in die soziale Welt zu verlegen: Die Schwachen bleiben halt auf der Strecke. Sollen sie doch! Raus mit Griechenland aus der EU! Genetische Tests und Abtreibung für alle Föten, die nicht der Norm entsprechen!

An dieser Stelle ist man gezwungen, inne zu halten. Denn auch wenn des Öfteren behauptet wird, der Mensch sei das einzige Lebewesen, dass sich um die Kranken und Schwachen kümmere, die dann zwangsläufig das System überlasteten, stellt sich die Grenzziehung zwischen dem Normalen (vermeintlich Starken) und dem nicht der Norm entsprechenden (vermeintlich Schwachen) als unmöglich heraus. Wenn das Stark-Sein, in welches das ursprünglich eigentlich eher vage Fit-Sein gerne übersetzt wird, letztlich nichts anderes als Überleben bedeutet, dann ist quasi das reine Dasein schon Beweis für Stärke. Allein die Tatsache, dass bestimmte Menschen existieren, die oft als vermeintlich schwach beschrieben werden, belegt dann schon, dass sie eigentlich stark sind. Umgekehrt wäre der Tod, die bewusste Selektion, das Ausgrenzen, Abtreiben oder Umbringen der einzige schlagende Beweis für ihre Schwäche.

Wer darf behaupten, dass medizinische Entwicklungen zur Steigerung des Überlebens nicht zur Evolution gehören? Was wäre das für eine Biologie, in der man davon ausginge, dass die kognitive Leistungsfähigkeit der Menschen, die technische bzw. medizinische Unterstützung möglich macht, nicht mehr zur biologischen Entwicklung gehört? Nur weil der Mensch gelernt hat, einige Mitglieder seine Spezies länger am Leben zu halten als in früheren Zeiten, scheint es kaum gerechtfertigt hier von einer außer-biologischen (bzw. irgendwie ungerechtfertigten) Einflussnahme auf die Evolution zu sprechen. Was außer ihrer Entwicklung könnte die Maßnahmen sich entwickelnder Spezies in diesem evolutionären Zusammenhang rechtfertigen?

Entweder man überlebt oder man überlebt nicht. Darf man an dieser Stelle eine Grenze zwischen quasi unzulänglich hoher medizinischer Unterstützung ansetzen, die es erlaubt, doch zwischen den Starken und Schwachen zu unterscheiden? Auch die Angriffe anderer Spezies können zu unserem Tod führen. Ist die Fitness anderer Tiere daher als menschliche Schwäche auszulegen? Ist unsere Zivilisation, die Angriffe von Tieren zurückgedrängt hat, ein unbefugter Eingriff in die Evolution? Bedenkt man, wie viele vermeintlich normal gesunde Menschen nach wie vor an Infektionen oder einer einfachen Grippe sterben, wäre es wohl eher absurd, davon auszugehen, dass eine Impfung oder eine infektiologische Behandlung Zeichen von Schwäche darstellen, die eigentlich zur evolutionären Selektion geführt hätten oder sogar hätten führen müssen. Was außer dem Überleben könnte in einer Evolutionstheorie dafür angeführt werden, dass jemand überleben darf?

Überleben – auch das Überleben einer Spezies in ihrer Gesamtheit – scheint zu sehr von Zufällen abzuhängen. So sollte man nicht versuchen, eine Trennlinie zwischen den normalen und den vermeintlich auszumerzenden Individuen zu ziehen, sondern akzeptieren, dass alle überlebt haben und so lange sie überleben zu dem gehören, was Fitness ausmacht. Wäre dies nicht so, hätte der Satz vom survival of the fittest keinerlei Bedeutung. Vielleicht trifft das sogar zu und es handelt sich hierbei nur um den verzweifelten Versuch, biologischen Beobachtungsdaten eine teleologische Stoßrichtung zu verleihen, die sie den Menschen als Erzählung einer auf ein Ziel gerichteten Entwicklung zugänglich macht. Nichtsdestotrotz teilen wir uns die Existenz mit allen, die gleichzeitig mit uns existieren. Am Ende wird keiner von uns mehr fit sein. Ersparen wir uns doch leidige Diskussionen darüber, wer diese Existenz am ehesten verdient hat und was unwertes Leben sein soll. An diesem Moment der Evolution haben wir alle teil.