September 25, 2009

Spaziergänge durch die Erinnerungslandschaft


Die Erinnerung hat ihre Tücken. Besonders ärgerlich fällt dies auf, wenn man Gelerntes nicht mehr abrufen kann. Doch manchmal hilft ein Trick – ruft man sich die Umgebung, in der man gelernt hat, ins Gedächtnis, findet man oft auch den Zugang zu den gesuchten Inhalten wieder. Wenn das innere Auge z.B. den Schreibtisch abtastet, wird auf einmal auch die dort gelernte Lektion wieder zugänglich. Wieso funktioniert diese Vorgehensweise eigentlich?

Beim Anwenden dieser Erinnerungstechnik scheint es fast so, als erlebe man die neuronale Organisation des eigenen Hirns ganz plastisch. Informationen werden vom Gehirn in neuronalen Verknüpfungen eingelagert. Je mehr verschiedene Verknüpfungen, desto leichter ist das Gespeicherte abrufbar. Aber es gilt eben auch, dass die Erinnerungen über verschiedene Wege erreichbar sind. Ist der direkte Weg versperrt, kann man versuchen, die unmittelbare neuronale Umgebung zu durchforsten. Manchmal findet man so ganz plötzlich einen alternativen Zugang.

Im übertragenen Sinne schreitet man also die räumliche Landschaft des eigenen Gedächtnisses ab. Man möchte zu einem bestimmten Zimmer, das aber aus unerklärlichen Gründen versperrt ist. Auch noch so festes Rütteln an der Klinke nutzt nichts. Bricht man nun zu einem Spaziergang durch die umliegenden Räume auf, kann es sein, dass sich dort plötzlich eine Hintertür auftut. Sollte sich hier ein Gleichnis verstecken, das an die alte „mit dem Kopf durch die Wand“-Redensart anschließt? Jedenfalls sieht es so aus, als sei in Momenten der geistigen Blockade ein Spaziergang immer noch die beste Medizin.

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