Oktober 14, 2011

Gerechtigkeit und Individualismus – Widerspruch oder Wechselwirkung?


Gerechtigkeit setzt ein Denken von oben bzw. vom Ganzen her und nicht vom Einzelnen voraus. Nichtsdestotrotz muss dieses Denken vom Einzelnen ausgehen. Auch wenn es zu einem kollektiven, geteilten, intersubjektiven Denken wird, muss der Einzelne anfangen zu denken, bevor sein Denken sich in dieses größere Denken einbringen kann. Sein Denken ist allerdings wiederum vom Einfluss seines sozialen Umfeldes abhängig – bekommt er keine Muster, Techniken, Strategien, Inhalte bzw. Symbole geliefert, mit denen er denken kann, wird er niemals anfangen zu denken. Genau so wenig wie ein Kind anfangen wird zu sprechen, mit dem nie jemand spricht. Daher scheinen die Begriffe Gerechtigkeit und Individualismus bei genauerer Betrachtung im herkömmlichen Sinn einfach einen Teil ihrer Bedeutung zu unterschlagen. Das Denken von oben verweist immer schon auf den Einzelnen, der Teil davon ist. Individualismus hingegen bedeutet immer bereits eingebunden sein in eine soziale Gemeinschaft, die denkfähig macht und gleichzeitig Normen liefert, nach denen Gerechtigkeit bestimmt werden kann.

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